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Verhandlung Betriebsrat

Was Betriebsrats-Verhandlungen so besonders macht

Sie gelten für viele als eine herausfordernde Disziplin: Betriebsrats-Verhandlungen.
Warum ist das so? Sind das nicht „ganz normale“ Verhandlungen? Gelten die gleichen Prinzipien?

Grundsätzlich könnte man sagen: Ja natürlich sind es Verhandlungen, aber es gibt doch eine ganze Reihe spezieller Faktoren, auf die Sie eingestellt sein sollten, wenn Sie mit von der Partie sind. Dazu hier einige gedanklich Anregungen.
Was ich hier mit Betriebsrats-Verhandlungen meine, sind alle Verhandlungen einer Unternehmensführung bzw. entsprechender Vertreter mit dem Betriebsrat, oder allgemeiner gesagt, mit Arbeitnehmer-Vertretern.

Ein spezieller rechtlicher Rahmen

Das Verhältnis zwischen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern ergibt sich stark aus einem gesetzlichen Rahmen, am wichtigsten dabei das Betriebsverfassungsgesetz.
Damit sind auch die Rechte eines Betriebsrates umrissen, bei denen es um die Mitbestimmung, Mitarbeit in Organen der Gesellschaften, Anhörungs- und Informationsrechte etc. verbunden sind. Ein komplexes Feld, für die es juristischer Expertise bedarf, um die Grenzen des eigenen Handelns zu verstehen und zu bewerten. Jedwede Verhandlung ohne entsprechende Kenntnisse zu führen, wäre grob fahrlässig.
So wichtig dieser Teil ist, so sehr werden andere Erfolgskomponenten regelmäßig vernachlässigt:

Strategie als kritischer Erfolgsfaktor

Es gibt kaum einen Bereich von Verhandlungen, in dem neben Empathie die Strategie eine größere Rolle spielt als in Betriebsrats-Verhandlungen. Ein paar gewichtige Gründe dafür liegen auf der Hand, und ich habe sie bereits angedeutet:

Betriebsräte sind Interessenvertreter von Gruppen (Arbeitnehmern), und als solche für eine bestimmte Zeit gewählt. Die Unternehmensführung ist meist für eine bestimmte Zeit bestellt. Allerdings sind -unabhängig von der Besetzung- die Gremien, Funktionen und Organe oft auf Dauer etabliert. Der Effekt auf Betriebsrats-Verhandlungen lässt sich in einem Bild zusammenfassen:

Wir reden über einen Marathon mit vielen, keinen Sprint Mann gegen Mann.

Eine Verhandlung mit Betriebsräten ist praktisch nie ein einmaliges Treffen mit einem Ergebnis, es sind immer längere Prozesse, und es sitzen regelmäßig größere Teams beisammen. Meetings von zwei Einzelpersonen sind selten, und dienen meist der Sondierung, der Klärung und/oder der Entwicklung persönlicher Beziehungen.

Vereinbarungen haben häufig längerfristigen Bestand, und jedes Ergebnis heute stellt den Startpunkt neuer Verhandlungen dar, oder eine Referenz bzw. einen Präzedenzfall. Das könnte für andere Teile eines Konzerns oder darüber hinaus der Fall sein. Die Bedeutung einer guten strategischen Planung -inhaltlich wie auf der Beziehungsebene- und der strategischen Züge ist daher herausragend.

Zwei Fronten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Der Klassiker?

Machen wir uns immer wieder bewusst: Bei einer Verhandlung mit dem Betriebsrat sitzen sich Interessenvertreter gegenüber: Die der Arbeitnehmer- und die der Arbeitgeberseite. Das bringt mich zu weiteren Aspekten: Betriebsratsverhandlungen werden typischer Weise als distributiv betrachtet. Es wird unterstellt, dass der Kuchen fixiert ist. Eigene Vorteile können nur zu Lasten der Gegenpartei erzielt werden.

Das entspricht auch der traditionellen Sichtweise eines angespannten Verhältnisses und von zwei Parteien, deren Interessen diametral entgegengesetzt sind, inklusive der zugehörigen Rollenbilder.

Sind Sie sicher, dass dem auch in diesem Fall so ist?
Ist das aktuell die Schlacht, die Sie um jeden Preis gewinnen wollen, oder der Krieg?

Empathie nutzen für das Stakeholder-Management

Strategische Planung benötigt im Falle von Verhandlungen mit dem Betriebsrat neben dem Blick auf die Themen einer guten Analyse des Umfeldes und damit der Stakeholder. Einige Fragen zur gedanklichen Anregung an dieser Stelle:
Wie entscheidet die Gegenseite? Individuell und als Gremium? Die Erfahrung zeigt, dass der Einfluss weiterer Stakeholder unterschätzt wird, die nicht direkt am Verhandlungstisch sitzen.
Haben Sie die im Blick?
Und wie sondieren Sie Lösungsmöglichkeiten und Optionen?

Man braucht nicht zwingend an Politiker denken, um zu erkennen, dass auch Interessenvertreter sehr persönliche Antreiber haben. Kennen Sie die Ihres Gegenübers?
Je besser Sie die individuelle Motivation und Interessenlage Ihres Gegenübers verstehen, desto einfacher kann die Lösungsfindung in einer Verhandlung gelingen.

Wie wird auf der Gegenseite entschieden, welche Art Entscheidungskultur herrscht?
Je mehr Sie darüber wissen, desto einfacher wird Ihnen die wirksame Beeinflussung fallen.

Eine neue Welt, eine neue Ära?

Mit der Weiterentwicklung vieler Unternehmenskulturen und des individuellen Führungsverhaltens verändert sich auch das Entscheidungsverhalten vieler Manager und Teams. Inzwischen herrscht vielerorts das Bedürfnis Mitarbeiter stärker einzubinden, eigenverantwortlich agieren zu lassen. Dies gepaart mit individuellen Bedürfnissen einerseits und einem Rahmen für Betriebsratsarbeit, der weitgehend unverändert ist, ist schlicht nicht mehr ganz stimmig, passt nicht mehr zueinander.

Eine gute Gelegenheit die Weichen in Betriebsrats-Verhandlungen und im Stakeholder Management mit Arbeitnehmer-Vertretern zu reflektieren und anzupassen ist gegeben, wenn:

  • Eine neue Unternehmensführung ins Amt kommt,
  • ein neuer Betriebsrat gewählt oder etabliert wird,
  • bei anstehenden betrieblichen Veränderungen und
  • anlässlich notwendige Verhandlungsplanung

Ich empfehle immer wieder, dass Sie sich für diese Reflexion und Begleitung des Stakeholder Managements und der Verhandlung eine externe Unterstützung suchen. Wie angedeutet sollte dies ein Verhandlungsberater sein. Dieser kann jenseits der juristischen Expertise, die so oder so gebraucht wird, hinsichtlich des Stakeholder Management und der Verhandlungsstrategie beraten.

Wenn Sie das Thema näher interessiert, lassen Sie es mich gerne wissen. Sie erreichen mich über die Kontaktfunktion meiner Website hier oder über die sozialen Medien wie LinkedIn.

© Christoph Kuzinski, 2021

 

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